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Es begann 2015 in einer Lobby im 2. Bezirk, dort fielen mir ein Wandrelief mit der Silhouette Wiens und dazu ein paar Gemälde auf – allesamt Verweise auf die Stadt, ihre Form und Geschichte. Daraus entstand schnell die Idee, mit Fokus auf diese Versatzstücke wie durch eine Landschaft durch die Wiener Hotellobbys zu wandern.

In den darauffolgenden Jahren fotografierte ich etwas mehr als 200 Lobbys – eine möglichst breite Auswahl, angefangen von einfachen Pensionen bis zu den großen Hotels, von kleinsten Empfangsräumen bis zu weitläufigen Foyers.

Im Buch werden alle Hotels gleichwertig behandelt, die Interieurs reihen sich ohne erkennbares System aneinander, eine kontinuierliche Landschaft aus Bühnenbildern, ganz ähnlich wie in meinem Buch Mep‘Yuk - Die Zentrale (FOTOHOF edition Band 22, 2001) – ein ungewisser Raum im Nirgendwo, zusammengesetzt aus Übergangsräumen und Foyers, die ich rund um den Globus gefunden habe. Hier hingegen ist immer klar, wo man ist: in Wien.

Wien Hotel ist ein Portrait dieser Stadt, erzählt durch Fotografien dieser halböffentlichen Interieurs, die sich in der Funktion gleichen, in der Gestaltung aber immer unterscheiden, obwohl sie oft dieselben Themen inszenieren – das imperiale Wien ist allgegenwärtig. Schon mein Buch Aida - mit reiner Butter (Verlag Brandstätter 1993, gemeinsam mit Clarissa Stadler) war ein Portrait Wiens durch Interieurs der (ersten Wiener) Kaffeehauskette, die diese mit gleicher Funktion und ähnlicher Gestaltung über die Stadt verteilte.

Die Hotelrezeption tritt in den Hintergrund zugunsten der Aufnahme der illusionistischen Interieurs. Wien Hotel lädt ein, durch diese Landschaft der Gastlichkeit zu flanieren.

Wolfgang Thaler, 2020